2021, Lecture Performance zum 9. Asientag, Asienhaus, online, Auszug:
Welche Farben haben Archive?
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Umkehren – ist die Bewegung mit dem Körper, der sich erstmal um die eigene Achse dreht, die Beine machen eine schwunghafte Bewegung. Oder: es fällt mir etwas ein, wie aus dem nichts. Es macht keinen Sinn und drehe mich um. Der fokussierte Blick nach vorne enttäuscht, wir sehen schon viel zu lange das rote Blut an unseren Augenrändern.
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Ich spüre warum Kiri uns gefragt hat diese Sammlung von ethnographischen Fotografien gemeinsam näher zu betrachten, dieses Gewicht können wir nur zusammen tragen. Wir trafen uns online, eingegrenzt durch die Bedingungen der Pandemie, dabei waren wir uns gegenseitig Zeuge sein im Austausch über unserer jeweiligen Situationen. Die Distanz liess es nur erahnen wie es wohl für Kiri gewesen sein mag darüber zu trauern, wenn Freunde und Nachbarn an Covid starben. Oder auch wie Jaclyn sich gefühlt haben muss, sich auf den Straßen in New York aufzuhalten, in einem Klima der Proteste auf Grund rassistischer Morde in Atlanta. Dabei ist es ganz einfach die Nähe der Gewalt vor der eigenen Haustür zu spüren:
Am 19. Februar 2020 erschoss ein Weisser Mann in Hanau neun Personen of Color. Die Kontinuität rassistischer Morde des NSU und der antisemitsch motivierte Anschlag in Halle sind für die postmigrantische Gesellschaft erschütternd.
Die Gewalt von heute und die Gewalt die aus dem Apparat der Kamera ausgeht, scheinen systematisch verknüpft zu sein. Koloniale Gewalt wurde im Namen der Wissenschaft eingesetzt und verwandelt sich leise und setzt sich fort in den Verzweigungen der Institutionen, Museen und unseren eigenen Disziplinen, Diskursen und Begriffen, fließen sie schließlich ein in unseren Kinderbüchern.
Wie tief ist unsere Komplizenschaft mit diesen Machstrukturen und wie können wir eine epistemische Ausbeutung vermeiden, die wohl nur einer Seite zu dienen scheint? Wie können wir mit unserer eigenen Position transparent sein? Von welcher Position aus frage ich diese Fragen? Aus einer Position eines diasporischen Wirs?
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Verweigerung – ich möchte nicht von Dir gesehen werden. Ich drehe meinem Kopf weg von deinem Blick, mein Körper verweigert. Ich zeige mich Dir nicht. Das entscheide ich was ich von mir selbst preis geben will. Ich lasse diesen silbernen Apparat nicht bestimmen. Der Blick eines anderen indem ich mich selbst imaginiere. Dein Blick spiegeln meine eigenen Vorstellungen über mich selbst. Vorstellungen die andere definiert haben, gerade Haltung und Blick nach vorn. Stillstand.
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Negative Space. Anlass war meine Verweigerung der Repräsentation im Umgang mit diesen Fotografien. Ich richte stattdessen meinen Blick auf das architektonische Umfeld, indem diese Fotografien aufbewahrt und für uns zugänglich wurde. Die Maße der Malereien sind den Aufbewahrungsboxen des Archivs in situ entlehnt. Die dabei entstehende Fläche nutze ich als Membran, um intuitive Momente, die sich während der Auseinandersetzung mit diesen Fotografien zeigen in farblichen Verdichtungen zu übersetzen. Hier erste Annäherungen: Rot, Silber und Dunkelblau für Wut, Verweigerung und Melancholie.